Masterplan

Die Stadtverwaltung von Limbach-Oberfrohna hat sich seit 2010 gemeinsam mit dem Tierparkförderverein (TFV) die Aufgabe gestellt, den Tierpark als einen führenden Kleinstadttierpark mit überregionaler Bedeutung zu entwickeln (Vision). Die Mission dieses Vorhabens besteht darin, das öffentliche Interesse am Tierpark Limbach-Oberfrohna als Teil des Stadtparks zu erhöhen und den Anforderungen an eine moderne Haltung von Wildtieren in menschlicher Obhut noch besser gerecht zu werden. Für die Tiere sollen Bedingungen geschaffen werden, die mit dem Begriff „artgemäße“ Tierhaltung definiert sind und den internationalen Zoostandards entsprechen. Die Tieranlagen sollen dabei so naturnah wie möglich gestaltet werden, um dem Besucher einen Eindruck vom Lebensraum in der Wildbahn zu vermitteln. Es sollen Landschaftsanlagen geschaffen werden, welche den originären Lebensräumen möglichst nahekommen. Ebenso werden völkerkundliche Aspekte aus den Heimatländern der Tiere Berücksichtigung finden, um das Wissen über „fremde“ Völker zu verbessern und Empathie für sie zu empfinden. Ein Anliegen heute wichtiger denn je. Mit dem kleinen Indianerdorf, gemeinsam mit dem Verein „Silberbüchse e.V.“ aus Hohenstein-Ernstthal errichtet, ist ein erster Schritt in diese Richtung getan. Ziel des Masterplans ist letztlich eine nachhaltige Wirkung auf das kulturelle Leben unserer Stadt auszuüben und die Wahrnehmung des Tierparks als Stätte der naturkundlichen Bildung und des Artenschutzes.

Die Konsequenzen aus all den Zielen sind höherer Raumbedarf und/oder Einschränkung der Tier- und Artenzahl sowie höherer Gestaltungsaufwand; letztlich höhere finanzielle Aufwändungen. Was ist dem entgegen zu halten? Zum einen ist es die hohe Akzeptanz, die unser Tierpark heute schon genießt. Zum anderen sind es die Aufgaben, die einer solchen Einrichtung zukommen, in einer Zeit, in der nur noch wenige Menschen mit lebenden landwirtschaftlichen Nutztieren und noch weniger mit Wildtieren in direkten Kontakt kommen. „Nur wer Tiere kennt, wird Tiere schützen“, ist der Leitspruch des Verbandes der deutschen Zoodirektoren. Das Haupanliegen eines modernen zoologischen Gartens oder Tierparks beinhaltet die Sensibilisierung der Bevölkerung für den Artenschutz und die Vermittlung von Bildung zur Erhaltung der Biodiversität, also einer möglichst hohen biologischen Vielfalt, die auch für das Überleben der Menschheit und für das Leben schlechthin von entscheidender Bedeutung sein wird. Auch die Stadt Limbach-Oberfrohna will mit ihrem Tierpark einen Beitrag zur Erfüllung dieses großen kulturellen Anliegens leisten und damit ihren Bildungsauftrag erfüllen.

Am 4. Oktober 2010 hatte der Rat der Stadt mit großer Mehrheit einem vom TFV gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadtverwaltung erstellten Entwicklungsplan zur Umgestaltung des Tierparks Limbach-Oberfrohna in einen Themenpark „Amerika“ zugestimmt. Diesem Plan kommt im Wesentlichen die Aufgabe zu, für alle neuen Anlagen das einheitliche Design festzulegen. Geplant sind neben den bereits eröffneten Flamingoland und Pinguinland, die Pampa Patagoniens, eine Imitation der Iguazu-Wasserfälle mit der Haltung von Jaguaren, Amazonien als kleines Tropenhaus mit z. B. der Haltung von Tapiren, die Wüsten Arizonas und Canyons (Klein-Arizona u. a. mit einem Paar Rotluchse ist schon fertig gestellt), die Prärien der nordamerikanischen Indianer mit Bisons, Alaska, z. B. mit den weißen Polarwölfen und Schneegämsen sowie Polarfüchsen und Schneeeulen. Nicht zu vergessen Inkaland als Streichelzoo, dem eine zentrale Rolle zugedacht ist, um vor allem Kindern direkten Tierkontakt zu ermöglichen, aber auch weitere, anspruchsvolle Spielmöglichkeiten zu bieten.

Natürlich zwingen finanzielle und räumliche Gegebenheiten auch zur Einschränkung. Aus diesen Zwängen heraus können aber auch Vorteile entstehen. Indem unser Tierpark nicht sehr groß, gut überschaubar und leicht zu begehen ist, eignet er sich besonders für Kinder, die z. B das Laufen erst lernen müssen oder für ältere Besucher, denen längere Wege beschwerlich geworden sind. Mit der Schaffung eines allseits Interesse weckenden Themenparks, der gleichzeitig einem Alleinstellungsanspruch gerecht wird, aber auch „Arbeitsteilung“ zu benachbarten tiergärtnerischen Einrichtungen ermöglicht, kann der räumliche Nachteil gut kompensiert werden. Auch ist ein solcher Themenpark von hoher Werbewirksamkeit Es wird dann vielleicht sonntags heißen: “So, Kinder - auf in den „Amerikapark“, und da wissen alle, was gemeint ist! – Dabei ist unser Tierpark heute schon über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und als attraktiv bewertet! Die durchschnittlichen Besucherzahlen haben sich mit fast 90.000 Besuchern im Jahre 2017 mehr als verdoppelt, und es werden positive wirtschaftliche Effekte für unsere Stadt eintreten, wenn diese auch schwer zu berechnen sind.

Warum das Thema „Amerika“? In Mitteldeutschland hat sich bislang kein Zoo auf diesen Doppelkontinent spezialisiert, die Tierwelt passt sehr gut in Vielfalt und Raumanspruch und es gibt seit über 100 Jahren bedeutsame wirtschaftliche Beziehungen zwischen Amerika und unserer Stadt.

2013 konnte das erste großes Projekt, die Errichtung einer naturnahen, für Besucher begehbaren und übernetzten Anlage für südamerikanische Sumpf- und Wasservögel, dominiert von einer Kolonie der attraktiven Roten Flamingos das „Flamingoland“, eröffnet werden. Auch mit dem 2016 eröffneten „Pinguinland“ wird eine südamerikanische Landschaft, die Pazifikküste von Südchile nachgeahmt. Hier leben Humboldt-Pinguine, Rotkopfgänse, Chile-Krickenten, Inkaseeschwalben, Graukopfmöwen, Graumöwen und Amerikanische Stelzenläufer. Auch diese Anlage ist für Besucher begehbar und übernetzt, eine große Glasscheibe bietet Unterwassereinsicht und eine Beobachtungshütte Nationalparkflair. Es finden zweimal täglich kommentierte Fütterungen statt.

In „Flamingoland“ ist Biologie pur zu erleben. Bis zu 150 Vögel in 20 verschiedenen Arten leben weitgehend unkompliziert miteinander, paaren sich, bauen Nester und ziehen dort ihre Jungen auf. All das können die Besucher aus nächster Nähe beobachten. Nur Wenigen sind solche Beobachtungen in der Natur vergönnt, nur selten kommt der Naturfreund so nah wie in „Flamingoland“ an die Brutstätten der Vögel, die sich im Übrigen dort von Besuchern völlig unbeeindruckt zeigen. Umso mehr sind die Besucher beeindruckt von der Vielfalt der Arten und Gefiederfarben der Kubaflamingos, Rosa Löffler, Roten Sichler, der Brillenibisse, Nacht- und Seidenreiher sowie der diversen Enten- und Pfeifgansarten.

Es gibt schon seit 2011 eine Zooschule, wo Biologieunterricht stattfindet, wo eine Schüler-Arbeitsgemeinschaft wirkt zur Aneignung speziellen Wissens, auch zur Weitergabe des Gelernten an Andere, z. B. bei Führungen, aber auch bei der Gestaltung von Anschauungstafeln u. a. Lehrmaterialien. Damit werden wir den Aufgaben eines Tierparks besonders nachhaltig nachkommen, die Menschen für den Artenschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt zu sensibilisieren, Emotionen wach zu rufen und aufzuklären. Die Akzeptanz für die Tierparkschule wächst stetig. Im Jahre 2019 sind ca. 600 Lehrstunden geleistet worden. Häufig kommen zwei Klassen zur selben Zeit, so dass der Anbau eines zweiten Klassenraumes notwendig wurde.

Der Wechsel bei den Tierarten vollzieht sich allmählich. Dieser wird weitgehend erst dann vollzogen sein, wenn er beim Bau von neuen Anlagen erforderlich wird oder die Tiere ihr biologisches Ende erreicht haben. Dazu kommen Haustiere, wie Zebus, Esel, Schafe, Ziegen, Hühner, die allesamt heute, zwar von Europäern mitgebracht, auch in Amerika die Tierwelt dominieren.

Der Tierpark engagiert sich auch direkt für den Artenschutz, ex situ, d. h. außerhalb der Natur durch Haltung vom Aussterben bedrohter Tiere in Menschenhand und in einem Falle auch in situ, d. h. durch Unterstützung des Artenschutzes im Ursprungsland der Tiere. Das bedeutendste Projekt ist die Haltung (ex situ) der in Brasilien vom Aussterben bedrohten Gelbbrustkapuziner in unserem Tierpark, wobei der TFV auch die Artenschutzbemühungen vor Ort (in situ) finanziell unterstützt. Weiter beteiligt sich der Tierpark an der Haltung der Amur-Leoparden, der Mähnenwölfe, der Chaco-Pekaris, der Darwin-Nandus, der Humboldt-Pinguine und des Kleinen Soldatenaras.

Die Gestalter des Entwicklungsplanes wünschen sich, dass die Entwicklung des Tierparks zur Herzenssache aller Bewohner unserer Stadt wird, gemäß dem Spruch im Stadtwappen: „Suchet der Stadt Bestes“. Durch regelmäßige Besuche des Tierparks, Mitwirken im Förderverein, die Übernahme von Tier- und Baumpatenschaften, Besuche von Veranstaltungen des TFV, wofür kompetente Referenten mit interessanten Themen organisiert werden. Aber auch durch Zuwendungen ideeller und materieller Art darf jeder mithelfen, das anspruchsvolle Ziel zu erreichen. Von den finanziellen Möglichkeiten wird es allerdings - neben dem Engagement unserer Bürger – im Wesentlichen abhängen, wie viel Zeit bis zur Umsetzung des Masterplanes vergehen wird. Auch wenn dabei noch so manche Hürde zu nehmen sein wird, so darf heute schon eingeschätzt werden, dass der „Amerika Tierpark“ einen bedeutenden Platz im kulturellen Leben unserer Stadt einnimmt und ständig an Attraktivität gewinnen wird.